Warum schreibt er Science Fiction? “To disassociate”, bekannte er. Das Gegenteil unserer eigentlichen Denkweise. Wir assoziieren Dinge und versuchen so die Welt zu verstehen. Ich habe schon gelesen, der Mensch wäre nur ein – zwar komplexes – aber trotzdem nur ein offenes Feedback-System.
Philip K. Dick möchte mit seinem Schreiben Dinge auseinanderklauben. Im Grunde schrieb er “to understand what reality is in essence”. Die Welt in ihre Einzelteile zerlegt könnte ihm also mehr über die Realität verraten.
Ein netter Gedanke. Liegt die Realität so frei, könnte man eventuell sehen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ich bin normalerweise Optimist, aber hier denke ich, das wird nicht funktionieren. Literatur wird uns nicht näher an allgemeine Gültigkeiten bringen. Nur unsere eigene Welt können wir mit Literatur meist etwas besser verstehen.
Und genau das hat Dick für mich auch geleistet. Er zeigte mir mit seiner Paranoia, dass meine Gedankenwelt auch in ähnlicher Weise bei anderen existiert.
Überhaupt liebe ich gute paranoide Bücher. Sie zeigen auf, dass diese Entitäten, die uns vielleicht kontrollieren, eigentlich nicht existieren. Sie sind unsere eigenen Hirngespinste.
Wo noch?
Siehst du bei Grandiositäten wie Crying of Lot 49, auch wenn die Auflösung dort fehlt. Und bei Catch-22; denn dort stellt Yossarian am Ende fest, dass er sich nur selbst befreien muss. Leider haben bis dahin die meisten seiner Freunde dran glauben müssen.
Dick ist selbst nicht so optimistisch, dass er die Realität wirklich verstehen könnte. Er fasst das “universe as a clever fake” auf. Höchstwahrscheinlich wird er nichts erreichen. Er erkennt selbst, “every junkie is a recording”. Seine schwere Lebensgeschichte hat ihm im Verstehen also garantiert nicht geholfen.
Was bleibt von Philip K. Dick?
Ein Schreiberling mit gutem Händchen für normale / leicht verrückte Charaktere. Einem sehr guten Händchen für mitreissende Geschichten, die er mit unfassbarer Kraft nach vorne treibt.
Abriss von “Der heimliche Rebell”
- Zwei Welten: total sittlich vs. totaler Hedonismus
- Das Frauenbild stammt aus den 1950ern. Sie haben Positionen, die fürs richtige Öl, im Funktionieren des Systems sorgen. Aber allgemein sind Dicks zentrale Figuren meist männlich. Frauen haben oft wenig Anteil am Fortgehen der Geschichte. Ist halt so.
- Noch etwas langsam. Nicht so zwingend wie spätere Romane. Verliert sich manchmal in Beschreibungen.
- Ein großer Teil des Universums bleibt verborgen und wird erst nach und nach im Kontext klarer.
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