Das Jesus Video von Andreas Eschbach. Für den Start von epischer Wissenschaftsromanbeschreibungen bestimmt eine schlechte Auswahl, was hauptsächlich daran liegt, dass ich tatsächlich nichts anderes Großartiges mehr zu lesen daliegen hatte.
Erwartungen an Das Jesus Video
Die Eckpunkte werden schon durch den Titel breitgetreten. Das ist diesmal ein Schrieb in Retrospektive und deshalb schon mit dem Inhalt im Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Buch überhaupt fertiglesen sollte.
Was mich abschreckte, war nicht die Nationalität des Autors, vielmehr ist das Thema weitab der Science Fiction. Es reichte dann doch irgendwie für das ganze Buch. Das erwähne ich positiv und negativ.
Kurzverriss in Positiven und Negativen
Ein guter Autor
Eschbach kann sehr gut schreiben. Das würgige Thema um Religion – wow – und ein Video, auf das in der Wüste Hinweise gefunden werden, lassen eigentlich nicht großartige Stimmung aufkommen. Und trotzdem liest man immer weiter. Gerade weil die Figuren so stark gezeichnet sind, wie es Hemingway nicht besser könnte. Dazu wird das Thema Internet und Computernutzung für das Jahr 1998 sehr fortschrittlich gehandhabt.
Kein Epilog
Es gilt noch zu erwähnen, dass ich es fast geschafft hätte, das große Finale einfach zu übersehen. Denn es mutete wie ein Epilog an, als mir nach einer schweißtreibenden Sequenz die Zeitangabe 3 Jahre später entgegenfunkelte. Bitte nicht. In einem gelangweilten Moment las ich trotzdem weiter und die eine große Frage, die sich mir noch stellte, wurde in einem vernünftigen Ende thematisiert.
Folgende Szene beschreibt schon das ganze Buch und wird ihm nicht gerecht:
Eigentlich schon eine Herausforderung dabei nicht einzuschlafen.
Ein guter Autor
Eschbach kann sehr gut schreiben. Wenn er nur eine Nuance darunter geblieben wäre, hätte ich erfreut das Buch aus der Hand gegeben. So musste ich gegen mein eindeutiges Desinteresse alles lesen und hab mich dabei sogar für das Schicksal der Charaktere interessiert. Danke für die verlorene Zeit! 😉
Eschbach ist ein vernünftiger Romanautor. Gerade wie es die wichtigen Essayisten wissen, darf in einem Roman kein Revolver ohne Bedeutung auftauchen, soll heißen: Alles, was in der Geschichte passiert, hat einen Grund. Und bevor ich mich dem Epilog, der keiner ist, widmete, ging ich davon aus, dass eine große Frage des Buches ungelöst bleiben würde.
Das wäre besser
Der Professor Wilford-Smith war nämlich in den 40er Jahren in Palästina stationiert. Nach der Armee wurde er reicher Fabrikbesitzer. Erst viele Jahre später widmete er sich dem Archäologiestudium (mehr oder weniger aus heiterem Himmel) und leitete die größten Ausgrabungen, die es in Palästina zu dieser Zeit gab. Dieser Fakt wurde bis dahin im Buch nicht aufgelöst.
Ich habe mir eine Theorie zurechtgelegt, warum es so war. Aber im – ich nenne ihn – Epilog wird das Thema aufgegriffen und führt schlussendlich auf die finale Lösung des Buches. Jetzt kommt nicht mehr viel, deshalb will ich hier verraten, was den Professor antrieb: Er fand damals eine Videokassette während seiner Armeezeit in Palästina. Er brauchte nur ein Abspielgerät.
Ja, toll. Wär mir lieber gewesen, wenn ich da noch etwas Mysterium gehabt hätte.
Sie sagen, das Ende eines Romans ist ein wichtigerer Teil als alles andere. Hier geht es so:
Ich bleibe dabei: Einen guten, deutschen Science-Fiction-Roman muss ich erst noch lesen.
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