Im zweiten Match der Dos Bowl starten wir das erste Mal in der Action Conference. Hier ist mehr gefragt als nur öde Planarbeit.
Erwartungen an Rockstar (Seed 4)
Das Spiel ist eine Entdeckung aus den späten 2000er-Jahren – ganz anderst als die meisten Vertreter in der Bowl.
Man spielt textbasiert einen Rockstar. Natürlich ist der Kopf die beste Grafikkarte und immer wenn ich auf Tour ging und ‘the crowd ADORES you’ oder ‘pure hero worship’ las, vertauschte ich im Kopf meine Festivalgänge mit den Helden auf der Bühne, die einfach nur rocken. Dazu das normale Geschäft: Alben, Singles, Geld machen, Drogen nehmen, abhängig werden und unendlich langweilige Urlaube durchstehen, damit man vielleicht wieder etwas auf die Beine kommt.
Am gefährlichsten kam mir immer der Besuch eines Sanatoriums vor. Das war die halbe Garantie für einen Rockstar-Suizid. Super, ich erwarte easy cruising.
Erwartungen an Lemmings (Seed 13)
Ganz wenig Erwartung an die Puzzlerei der todesmutigen Lemmings, von denen man immer nur eine gewisse Anzahl zum Ziel bugsieren konnte. Aber es mussten genug sein, um das Level weiterzukommen. Haja, levelbasierte Spiele haben mich selten vom Hocker gerissen (gabs aber).
Ich denke nicht, dass die Lemminge eine ernsthafte Konkurrenz zum Rockstardasein sein werden.
1h Spielzeit
Rockstar
Und wie ich in Rockstar hineinfliege. Erstmal suche ich mir meinen Bandnamen aus. Er soll schon nach Rockstar klingen. Deshalb nehme ich “Lion Heart”. Das erscheint mir pathetisch genug und vor allem sollte man eine solche Band gut ankündigen können.
Ohne Strategie zum Superstar?
Ich lege mir überhaupt keine Strategie zurecht. Ich erinnere mich an das sogenannte Feedback der Fans. Je mehr, desto besser natürlich. Fällt es allerdings auf 0 zurück, fand ich nie einen Weg, um es wieder steigen zu lassen. Man sollte deswegen zu Anfang nie zu lange Pausen beim Touren lassen.
Aber egal: Jetzt wird die junge Band erstmal auf Tour gehen. Langsam kann man so die Fanliebe steigern. Jedoch bekomme ich hauptsächlich zu hören, dass “nobody turns up”. Die erste Tour ist vorbei und als kommender Superstar gönnte ich mir gleich zweimal angebotenes LSD. Das Spiel macht das ganz nett mit Trips auf Drogen. Zahlen, Buchstaben und Farben kommen nur so geflogen.
Aber LSD macht mich nur träge, ich will fame. Deshalb greife ich bei Gelegenheit zu Heroin und lehne es ab, Sklave der Musikindustrie zu werden. Alle flotten Plattenverträge, die mir angeboten werden, lehne ich ab.
Ich brauche ständig Geld – Drogen sind teuer
Das heißt aber auch, dass ich kaum Geld habe und weiter touren muss. Durch die zweite Toure kriege ich das Geld für eine Single zusammen, die immerhin bis auf Platz 62 in den UK chartet. Aber jetzt bin ich schon von Heroin abhängig, fuck. Die Single bringt kaum Geld, ich bin gezwungen sofort die dritte Tour zu planen – dabei ist mein Gesundheitszustand schon etwas bedenklich.
Ich brauche Pausen… und Heroin. Immerhin lassen sich die Fans bei der dritten Tour aus der Reserve locken, ich bekomme als Feedback-Note Mediocre, was in Ordnung ist. Bin trotzdem weit weg von Adulation.
Ich möchte sofort vom gestiegenen Feedback meiner Fans profitieren und eine stimmungsvollere Tour starten. Dazu möchte ich durch die Pubs & Clubs der lokalen Gegend touren. 8 Wochen soll es gehen, damit sich langsam etwas an Stimmung unter den Fans entwickeln kann.
Leider haben meine Versuche, meinen Drogenkonsum einzuschränken, kein durchschlagenden Erfolg. Vielmehr bekomme ich starke Bauchschmerzen und werde ins Krankenhaus gebracht. Ich muss wohl mehrere Wochen bleiben und nerve die Ärzte schon enorm. Die Drogen und fehlende Pausen haben meine Gesundheit allerdings schon so beeinträchtigt, dass ich im Krankenhaus den Löffel abgebe.
Ok, das waren nur 15 Minuten. Aber ich möchte nicht nach dem Tod nochmal neu beginnen. Man hab ich viel falsch gemacht. Spaßig wars.
Lemmings
Lemmings ist ziemlich geradlinig. Ich versuche so viele Lemmings wie möglich durch ein Level zu kriegen. Dabei können sie nicht nur Treppen bauen, sondern sich auch selbst in die Luft jagen.
Levelspiele mag ich in den seltensten Fällen
Klingt spaßig, also packen wir es an. Und sofort steh ich unter Druck. Ich kann zwar pausieren, aber eigentlich möchte ich jeden Lemming mit ins Levelziel nehmen. Das stellt sich aber als eher schwierig heraus.
Mein eigener Anspruch macht das Spiel enorm anspruchsvoll. Ich bin gefordert wie noch was. Eindeutig ist das Spiel zu Action zuzuordnen, ist mein Gedanke.
Irgendwie hab ich schon wenig Lust auf die nächsten Levels. Einmal möchte ich alle Lemmings im Suizid enden sehen. Da es ein geplanter Tod war, spiele ich weiter.
Routine stellt sich ein und meist sind die Levelvorgaben einfach zu schaffen. So muss ich auf normaler Schwierigkeitsstufe meist ca. 50% der Lemmings retten, was machbar ist.
Aber im fünften Level ist plötzlich Schluss, weil ich doch zu viele Lemminge verliere bei dem Versuch hohe Treppen zu bauen. Ungeplanter Tod, ich höre also auf. 35 Minuten hat das gedauert.
Der Vergleich
Spaß in der ersten Spielstunde
Beide Spiele konnte ich überhaupt nicht eine Stunde spielen, Rockstar sogar nur 15 Minuten. Aber ich bin nicht am Austicken, sondern habe viel Zeit zum Planen. Außerdem gibt es Drogen und mein Kopfkino läuft sogar, wenn keine großen Karrieresprünge gemacht werden. Dagegen ist Lemmings viel zu dröge.
1:0 (für Rockstar)
Atmosphäre des Spiels
Das Wissen, dass ich das Feedback meiner Fans verlieren kann und nie wieder zurückgewinnen, macht Rockstar tatsächlich etwas schwer spielbar. Ich achte nur darauf, ja nicht in der Beliebtheit der Fans abzurutschen, anstatt Partys zu feiern und Drogentrips zu genießen.
Auf der anderen Seite macht Lemmings einiges richtig. Die süßen knuffeligen Lemminge sind nicht umsonst mal Kult gewesen. Sie rufen Yipie, wenn sie das Levelende erreichen. Um Rockstar zu übertrumpfen, reicht es.
1:1
Möglichkeiten des Spiels
Ich bringe Lemminge in das nächste Level. Meine Belohnung dafür ist, noch mehr Lemminge in ein weiteres Level zu bringen?
Rockstar hat nicht viele Optionen: Faul herumliegen, touren, üben, Songs schreiben, Urlaub machen, Musik aufnehmen. Aber die Verheißung schwingt immer mit. Dann kann ich den Erfolg meiner Songs angucken, mich in der Verehrung meiner Fans suhlen oder meine enormen Drogenprobleme in den Griff kriegen.
2:1 (für Rockstar)
Aged well?
Pixelige Grafik muss nicht schlecht altern. Ich bin Fan davon bei Spielen wie MadTV. Lemmings sieht aber einfach hässlich aus, da gibt es kein Vorbei. Rockstar ist textbasiert, das sind sogar heute noch viele Spiele und es funktioniert einfach.
3:1
Gameplay
Lemmings ist eigentlich leicht zu steuern. Man nimmt die Aktion für die Lemmings und klickt dann den entsprechenden Lemming an. Oft ist das aber frustrierend, wenn da schon einige rumturnen. Dann ist es Glückssache, die richtige Richtung zu treffen.
Rockstar ist eigentlich nicht actionlastig. Die Steuerung ist einfach. Ich wünsche mir aber mehr Kontrolle (z.B. über die genaue Länge meiner Tour). Auch sind die Pausen bis zu Tourplanung manchmal langatmig. Hey, dafür kann ich auswählen, ob ich meinen Urlaub bei den Froschfressern (sic!) oder am Mittelmeer verbringe. Vorteil.
4:1
Ein Gentleman’s Sweep für die Simulation eines Rockstardaseins (passt das wirklich so gut in Action? – irgendwie schon).
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