Im ersten Match der Dos Bowl geht es in der Planning Conference los. Die Rollen sind klar verteilt.
Erwartungen an Panzer General (Seed 2)
Wessen Herz würde nicht höher schlagen, wenn es in Militärhosen als Nazi-Scherge gegen die anderen geht?
Meine Erinnerung an Panzer General sind Stunden über Stunden genauester Einheitenverschieberei, so dass man doch noch einen Zug früher den Gegner in die Knie gezwungen hat. Für Strategie-Liebhaber zu dieser Zeit ein absolutes Muss. Die Graphik phänomenal und immer noch gut anzuschauen. Dazu ein einfaches, aber hypnotisch geiles Kampfsystem. Ich erwarte nichts anderes als den bequemen Endsieg gegen den lächerlichen Gegner aus der politischen Ecke.
Erwartungen an Das Amt (Seed 15)
Damit ist dieses Kleinod gemeint. Als die graphischen Möglichkeiten noch nicht alles überrollten, gab es Spiele, die in ihrer Grundmechanik einfach nur geil sind. Leider gehört Das Amt nicht unbedingt dazu, soweit ich mich erinnere. Es war halt nur die Grundidee, die mich damals so anfuchste.
Man kann Bürgermeister eines kleinen Dorfes sein. Sehr cooles Prinzip, aber statt Lust stellte sich immer ziemlich schnell Langeweile ein. Oder kann mich das Spiel doch eines Besseren belehren?
1h Spielzeit
Panzer General
Das Logo flimmert und schon möchte ich so viel wie möglich in einer Stunde vorspielen. Der Auftakt ist auch sehr locker, soetwas würde man heute Tutorial nennen. Die Aufgabe an uns als Panzergeneral ist, auf Hexfeldern die deutschen Truppen zum Blitzsieg gegen Polen zu führen.
Erste Mission: Grenzübertritt nach Polen
Erste Ziele sind Lodz & Kutno. Ich spiele auf Medium-Schwierigkeit und es ist kaum ein Problem die Städte innerhalb der 10 Züge einzunehmen. Die Ehre, Kutno einzunehmen, gebührt dann einem Aufklärungsfahrzeug. Und trotzdem schon 20 Minuten Spielzeit weg. Hat etwas gedauert, aber ein großer Sieg (Major) wurde errungen.
Zweite Mission: Blitzkrieg gegen Polen vollenden
In der zweiten Mission, für die nun schon die Uhr tickt, sollte so schnell wie möglich Warschau und andere Ziele genommen werden. Ich weiß noch, Siedice ist weit weg und es ist unmöglich, gut dorthin zu kommen.
Schon stellt sich das typische PG-Feeling ein. Wo stell ich meinen Panzer hin? Braucht es dringend noch eine Artillerie oder doch lieber einen Aufklärer? Ich mag die Synthese aus Strategie (große Schlacht) und Taktik (wem gebe ich eins auf die Mütze?) sehr.
Für die Dos Bowl probier ich einen neuen Weg. Ich schneide Warschau in der Mitte durch und stoße in die zwei Stadtzentren, die ich früher meist mit einer Flügelzange genommen habe. Für Siedice kaufe ich noch einen Brückeningenieur, damit schwere Truppen schnell über den relevanten Fluss kommen.
Es funktioniert hervorragend. Siedice nehme ich im Handstreich und auch rechts vom Fluss stosse ich zum Stadtzentrum vor. Dazu kommt meine Hauptstreitmacht aus dem Süden (meine frühere rechte Zangenhälfte) und gibt den Einheiten vor Warschau Schützenhilfe, so dass ich nur noch eine Stadt über dem Fluss nehmen muss, die früher der linken Zangenhälfte zum Opfer fiel. Nur der Fluss stellt ein Problem dar. Mein polnischer Gegner kauft billige Antipanzer-Einheiten auf und verhindert mein Vordringen. Sämtliche Schützenhilfe von Artillerie und Luftwaffe reichen noch nicht und die 1 Stunde ist nun um. Ich konnte die zweite Mission nicht beenden.
Das Amt
Als Bürgermeisterkandidat einer kleinen bayrischen Gemeinde, soll ich erstmal mein Hauptziel umreissen. Ich lasse nichts auf mich kommen und gehe nicht auf ein schönes Dorf, sondern möchte ganz bescheiden olympische Spiele in mein Dorf holen.
Die Wahl
In der Wahl holt meine Stadt-Partei 6 von 16 Sitzen. Wenn ich also Sachen durchsetzen will, muss ich Verbündete gewinnen. Und natürlich reicht es für mich als Bürgermeister. Ich stehe Tupflingen vor, das auf einer Gemeindekarte stolze 2 Flächen einnimmt. Ich sage mal: ein kleines Dorf. Dazu gibt es genau 1 Hotel, das ich mit meiner Bäckerei (Metzgerei oder Reinigung wären auch möglich gewesen) beliefere.
Die Voraussetzungen sind nicht prickelnd. Ich hatte auf mehr Hotels gehofft, aber vielleicht tritt ja jemand an mich heran, der ein Hotel bauen will.
Ich möchte meine Ziele als Bürgermeister durchsetzen
Die Arbeit beginnt und besteht hauptsächlich aus Treffen mit möglichen Investoren. Meist Seilbahnen oder Bauernhöfe, meine geliebten Hotels will keiner bauen. Ich versuche mit Flächennutungsänderungen und Straßenbau etwas mehr in diese Richtung zu bewegen und setze sie auf die Agenda für den Gemeinderat.
Aber davor organisiere ich noch ein Vereinsfest, bei dem die meisten Traditions-, Musik- und alle Sportvereine eingeladen sind. Ein Politiker der EVP (die CDU?) sagt mir noch, dass Gewerbe ihm am Herzen liegen.
Irgendwie nicht viele Möglichkeiten – sonntags ne Predigt und danach Stammtisch mit Gelaber. Ich habe noch kaum eine halbe Stunde und verliere schon deutlich die Lust. 4 Wochen hab ich hinter mich gebracht. Aber jetzt kann ich mit meinen Flächennutzungsänderungen ja vielleicht was bewegen. Ich habe gleich noch neue Gewerbe ausgewiesen, um den EVPler zufriedenzustellen.
Der olle Gemeinderat
Der Gemeinderat stimmt mit 10 zu 6 Stimmen für die beantragten Straßen. Ok, nice, selbst die ÖDP (Grünen) hat mit ihren Bedenken nicht die Stimmung gegen mich gewendet. Nun kommen noch die Flächennutzungsänderungen und ich verliere 6 zu 10. Nichtmal die EVP steht hinter neuen Gewerbeflächen. Ich bin erstmal raus. Wie soll ich noch eine halbe Stunde weitere Spielzeit schaffen? Ein deutlicher Gewinner zeichnet sich hier ab.
Der Vergleich
Spaß in der ersten Spielstunde
Da es wahrscheinlich auch im echten Leben so ist, dass Politiker sein überhaupt nicht schön ist, könnte Das Amt hier einen Punkte für Realismus bekommen. Aber als spassiger Zeitvertreib hat es nichts zu suchen. Da ich in der ersten Stunde noch nicht mal gefunden habe, an welcher Stelle ich mein langfristiges Ziel erreichen kann (Bewerbung Olympia) und auch sonst null Bewegung in mein Dorf Tupflingen kam: Daumen runter.
Viel besser dagegen der tutorialartige Einstieg in Panzer General. Klar, ich kenne die Abläufe. Aber Sachen wie Hard Attack und Soft Attack kann man sich nach etwas Einarbeitung schon denken (ich hab selbst nie ein Handbuch benutzt). Ich wurde durch den Timer in der zweiten Mission unterbrochen: Super.
1:0 (für PG)
Atmosphäre des Spiels
Ich sehe nur Karten und bekomme meine Briefings im Telegrammstil (schonmal super). Viel wichtiger in PG ist aber, dass ich einigermaßen nachvollziehen kann, dass der Blitzkrieg genau so funktionierte. Kleinere Bugs stören mich tendenziell wenig (unentdeckte Einheiten werden nicht aktiv). Das Spiel ist auf begrenzte Rundenzahlen zugeschnitten, ist halt so. Insgesamt einfach ein grandioses Strategiespiel.
Dagegen hat Das Amt das große Problem, dass man sich auch auf die spärlichen Hinweise, wie etwas funktionieren könnte, nicht verlassen kann. Ein EVPler sagt mir Gewerbe sei wichtig? Klarerweise stimmt die EVP gegen mich in der Abstimmung über zusätzliche Gewerbeflächen. Klar, der Spielraum eines Bürgermeisters ist begrenzt. Aber der Großteil des Spiels sind Treffen mit Investoren, die man schon genauestens aufzeichnen müsste, um ihre Auswirkungen zu sehen.
2:0
Möglichkeiten des Spiels
Hier zeichnet sich schon ein deutlicher Gewinner ab. Trotzdem: Panzer General bietet eine Kampagne als Nazigeneral durch den ganzen Weltkrieg. Je nach Abschneiden gewinnt oder verliert das 3. Reich den Weltkrieg. Man beeinflusst massiv den Spielausgang.
Bei Das Amt ist wenig möglich. Flächennutzungen ändern, Straßen bauen, Vereinsfeste organisieren und Investoren treffen. Dazu sonntäglich einen Sermon vom Pfarrer und unnützes Stammtischgeschwätz.
3:0
Aged well?
Die Bedienung bei Das Amt folgt zwar dem Point and Click, aber für heutige Verhältnisse sind manche Aktionen super ungewöhnlich anzustossen. Zum Beispiel der Rundenanfang. Es gibt keinen Button für den Start. Beim Rumprobieren landet man schließlich beim Rechtsklick. Schon lange nicht mehr gesehen. Abgesehen davon ist es ein Spiel aus den 90ern. Ohne Wenn und Aber.
Ganz anderst ist die Situation bei Panzer General. Das Spielprinzip ist das Gegenteil von tot. Civilization lässt die Hexfeld-Schieberei stets modern erscheinen. Nicht nur hat PG einige Nachfolger (z.B. Allied General), sondern auch wundervolle Mods. Einer der Mods ist zum Beispiel der K&K-General für den 1. Weltkrieg. Und die höchste Auszeichnung bekam das Spiel auch. Eine 1:1-Kopie, so wie sie Colonization auch erlebt hat: Das Spiel Panzer Corps funktioniert genauso wie PG und bietet über DLCs zusätzliche Kampagnen an.
Das war nichtmal knapp. Der Favorit setzt sich durch.
[…] Trainer’ einen Namen für Wirtschaftsspiele. Allerdings kamen auch Rohrkrepierer wie ‘Das Amt‘ oder der Nachfolger des grandiosen ‘Mad TV’ […]